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Warum Halloween auch politisch ist


Normalerweise bastle ich ja jedes Jahr eine neue Dekoration und stelle sie hier vor. Irgendwie hab ich das diesmal nicht geschafft. Kreativität lässt sich halt nicht erzwingen. Ein anderes Problem waren fehlende Materialien, hab ich doch das meiste meiner Bastelsachen bei meinen Eltern gelassen. Was zu erzählen hab ich trotzdem, nämlich warum Nachdenken bei der Kostümwahl auf jeden Fall angebracht ist.

Warum auch Halloween politisch ist - Kürbisse - Zebraspider DIY Anti-Fashion Blog

Unsere Kürbisse werden übrigens nicht geschnitzt sondern gegessen. Auch wenn die super billig sind, das große Gemüse ist immer noch ein Lebensmittel. Für ein bißchen Spaß hab ich aber mit Wasserfarbe die Augen aufgemalt. Ansonsten ist es auch nicht schlimm, ich hab ja noch die Sachen aus den letzten Jahren, von 2016 sogar zwei - und vieles davon ist sind eh Dauerdeko. Everyday Halloween und so.

Warum auch Halloween politisch ist - Kerzen - Zebraspider DIY Anti-Fashion Blog

Die ersten vier Fotos zeigen die Projekte aus den vergangenen Jahren und mit einem Klick landest du bei der jeweiligen Anleitung. Alle anderen Bilder sind von meiner aktuellen, eher spärlichen Dekoration. Neu sind nur die Totenköpfe und die Spinnennetz-Schale. Da fiel es mir im Supermarkt schon etwas schwer mich zurückzuhalten...

Warum auch Halloween politisch ist - Spinnennetz - Zebraspider DIY Anti-Fashion Blog

Halloween ist ja hier was "fancy dress" - also Verkleiden angeht das größte Event, denn Karneval wird nicht wirklich gefeiert. Da aber der 1. November in Großbritannien leider kein Feiertag ist, was das letzte Wochenende schon der Höhepunkt der Feierlichkeiten. Nach einer Party bei Freunden waren wir noch in der Stadt. An Halloween selbst kann ich auch nicht feiern, wegen einem Abschiedsessen mit den Kollegen. 

Warum auch Halloween politisch ist - Skull und Hirn Girlande - Zebraspider DIY Anti-Fashion Blog

Für ein aufwendiges Kostüm hatte ich weder Lust noch Zeit, also hab ich mir nur ein bißchen horrormäßig mit Kunstblut geschminkt (daher auch kein Bild). Durch ein paar Beiträge im Internet hab ich mir jedoch Gedanken gemacht was politisch korrekt da bedeutet. Zum Glück sind rassistische Verkleidungen als Indianer, Mexikaner, Chinesen oder andere Gruppen nicht mehr so häufig wie in meiner Kindheit, aber noch leider nicht wirklich geächtet.

Warum auch Halloween politisch ist - Horror Salzteig Kerze - Zebraspider DIY Anti-Fashion Blog

Auf jeden Fall gibt's eine Menge Sachen die daneben sind - nicht nur ethnische Gruppen, sondern auch sexistische "sexy ~füge hier Beruf ein~" und Subkulturen (sind ja auch Kulturen). Dabei gibt es so viele coole Charaktere aus der Popkultur oder Geschichte. Also, falls du noch ne gute Kostüm-Idee brauchst, einfach mal "feminist halloween costume" googeln und dann einfach selber machen ;) 

Warum auch Halloween politisch ist - Kürbis und Spinne - Zebraspider DIY Anti-Fashion Blog

Mir ist auch erst vor kurzem klar geworden, daß Día de los Muertos etwas ganz anderes ist als Halloween und deswegen damit nicht in einen Topf geworfen werden sollte. So schön die verzierten Totenköpfe auch sind, die altmexikanischen Bräuche sollten (wie vieles andere auch) nicht kommerziell ausgebeutet werden. Jetzt meine persönliche Geschichte und warum das für die betroffenen Leute scheiße ist: 

Warum auch Halloween politisch ist - Totenköpfe und Zombie-Hand - Zebraspider DIY Anti-Fashion Blog

Am Ende des Abends sind wir in einer Disco gelandet, in der angeblich "alternative Musik" gespielt werden soll - war's nicht sondern furchtbar. Was ich aber beschissener fand, war der Barraum mit dem Namen "Bierkeller" und auf "deutsch" gemachter Dekoration. Es gab ne Kuh, Skier an der Wand und Bier aus Maßkrügen. Auf mehreren Monitoren lief ein kurzes Video wie es wohl sonst hier abgeht - schunkeln, auf den Tischen tanzen und Lederhosen

Warum auch Halloween politisch ist - Spinnennetz-Korb und Ratte - Zebraspider DIY Anti-Fashion Blog

Mir wurde schlecht! Und das lag nicht am Bier - ich hatte Wasser, denn auf die Frage nach alkoholfrei wurden wir nur sehr komisch angeguckt. Als ob es nicht schon scheiße genug wäre, überall in Deutschland Oktoberfeste zu haben, jetzt war ich mitten in England in so nem Laden gelandet... Ich bin ja eh kein Fan von Schland, aber dazu jetzt noch im Ausland indem ich lebe peinlich berührt von falsch dargestellter Kultur. So fühlt sich das also an.

Warum auch Halloween politisch ist -  blutige Hand und Spinnennetz - Zebraspider DIY Anti-Fashion Blog

Mehr und mehr könnte ich jedem empfehlen mal als Ausländer_in gelebt zu haben. Das ändert die Sichtweise auf so viele Dinge, wie ich schonmal in einem Beitrag berichtet habe. Auch wenn ich nichts neues gebastelt habe, schicke ich diesen Beitrag in Jules Politiksammlung und hoffe ich geh dir damit nicht zu sehr auf den Keks. 


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Comments: 12
  • #1

    Frau Jule (Tuesday, 31 October 2017 09:14)

    haha, ja, "falsch" dargestellte kultur... hatte gerade im urlaub mit einem dänischen menschen eine unterhaltung über diesen hyggetrend. dem ging es da ähnlich. schön, wenn man das auch mal aus deutscher sicht erfahren darf, wie du es getan hast. ich habe kein dirndl im schrank und war tatsächlich im leben noch nicht in münchen....
    danke für diesen beitrag!
    liebe grüße,
    jule*

  • #2

    Janina (Tuesday, 31 October 2017 17:59)

    Gerne! Das wirkt immer am heftigsten, wenn man's am wenigsten erwartet.
    Das trifft beides auch auf mich zu, wenn ich mal vom Bahnhof absehe... :D
    Von Hygge hatte ich allerdings noch nie was gehört, jetzt bin ich schlauer ;)
    Danke und liebe Grüße
    Janina

  • #3

    Stitched Teacups (Friday, 03 November 2017 07:47)

    Oh ja! Mal als Ausländer irgendwo gelebt zu haben, ist tatsächlich sehr augenöffnend. Meine Zeit in Finnland hatte für mich ja auch den Aspekt, dass ich ja kein finnisch verstehe. Und zu Beginn auch kein schwedisch. Ich war also darauf angewiesen, Menschen zu finden, die englisch sprechen. Dass funktioniert bei jungen Finnen unheimlich gut, aber wenn man sich zum Beispiel verläuft und nur Leute mittleren Alters oder älter um einen herum sind, wird es schwierig. Diese Sprachlosigkeit und auch die Verständnislosigkeit, wenn jemand auf mich einredete, waren eine spannende Erfahrung für mich.

    Danke auch für den Punkt "das große Gemüse ist ein Lebensmittel". Und für die sexy Kostüme. Und überhaupt - danke für den Beitrag.

    Deine Spinnennetzschale gefällt mir übrigens ganz besonders gut!

    Liebe Grüße
    Sabrina

  • #4

    Janina (Friday, 03 November 2017 09:15)

    Oh, Finnland stelle ich mir auch sehr spannend vor. Ähnliche Sprachprobleme hatte ich als ich mal zwei Monate in Brasilien war ohne ein Wort portugiesisch zu können. Selbst die jungen Leute in der Naturwissenschaft haben nur ein wenig englisch gesprochen
    Vielen Dank! Freut mich, daß dir mein Beitrag gefällt. :D Die Spinnennetz-Schale hat mir mein Freund mitgebracht und jetzt darf sie das ganze Jahr über die Wolle halten ;)
    Liebe Grüße
    Janina

  • #5

    lenelein (Sunday, 05 November 2017 10:01)

    Ich finde es zwar gut, dass mehr über die Übernahme anderer Kulturen durch die "Weißen" diskutiert wird. Aber ich denke auch, dass es teilweise etwas übertrieben ist. Warum sollen "Weiße" keine Dreadlocks (Rastafaris) oder keinen Türkisschmuck (Indigene Amerikaner) mehr tragen dürfen? Klar ist "Grufti" eine Lebenseinstellung, aber bringt es uns wirklich um, wenn sich Leute an Halloween so verkleiden? Solange man sich Gedanken macht und nicht darüber lustig, finde ich auch Kostüme mit kulturellen Hintergrund okay. Auch Lederhsen und Dirndl!

  • #6

    Janina (Sunday, 05 November 2017 18:53)

    Uns mag das vielleicht nichts mehr ausmachen, aber was ist mit den Jugendlichen die deswegen ständig gemobbt werden?
    Wir könnten mit kulturellen Sachen vielleicht anders umgehen, wenn die entsprechenden Minderheiten nicht mehr an Unterdrückung leiden würden. Solange das nicht so ist, bin ich da im Zweifelsfall lieber vorsichtig.
    Auf der anderen Seite sollte es jedem Menschen möglich sein seine Indivitualität auszudrücken, auch wenn dazu Frisuren oder Schmuck gehören die einen anderen Ursprung haben. Dazu gehören ja auch z.B. Tattoos und Piercings, bei denen sich ja schon eine eigene, moderne Kultur entwickelt hat.
    An Halloween hab ich hier keinen mit Lederhose oder Dirndl gesehen, das schienen eher so Mottoparties zu sein.

  • #7

    Matti Gouine (Thursday, 16 November 2017)

    Danke für den tollen Beitrag und den Google Tipp :)
    Schade, dass ich bisher nicht so viele Auslandserfahrungen machen konnte, aber beeindruckend fand ich damals beim Schüleraustasch in der Ukraine, dass unsere begleitenden Lehrer_in keine kyrillischen Schriftzeichen lesen konnten und ziemlich aufgeschmissen waren. Ein paar wenige Menschen aus dem Russischkurs mussten dann schauen, dass sie Straßennamen u.ä. übersetzen konnten. Wie schwer mag es dann anderen Menschen ergehen, die sich nicht nur für eine kurze Zeit in einem fremden Land aufhalten. Und diese Oktoberfestkultur, die sich hier in den letzten Jahren entwickelt hat, finde ich auch irgendwie gruselig, gehört sie doch gefühlt so gar nicht in den Ruhrpott.

  • #8

    Janina (Friday, 17 November 2017 14:22)

    Gerne! :) Wenn zur fremden Sprache dann noch ne fremde Schrift dazu kommt, wird es noch schwieriger. Ich war mal in Bulgarien (Sofia), wo ich auch nur wenig entziffern konnte.
    Stimmt, eingentlich nirgendwo hin außerhalb von München ;)

  • #9

    Frau_Shmooples (Thursday, 23 November 2017 10:22)

    Ein sehr schöner Beitrag!
    Die meisten denken da wohl gar nicht drüber nach.

    Ich hab mich vor einigen Jahren in meiner Ausbildung mal mit dem Thema Día de los Muertos beschäftigt und verstehe demnach überhaupt nicht, wieso sich so viele ausgerechnet an Halloween oder auch in ihrer Freizeit für ihr Foto-Hobby diese Sugar Skull Optik ins Gesicht schmieren.
    Also, klar ist der Tod keine schöne Sache, aber ich habe die Art, wie Menschen sich mit dem Día de Muertos damit auseinandersetzen als eher schön empfunden.

    Außerdem glaube ich, dass Halloween hier in Deutschland niemals wirklich mehr sein wird, als ein weiterer Grund zum Feiern und Saufen.

    Im übrigen kann ich ganz genau nachempfinden, wie ihr euch gefühlt haben müsst :D Ich hab mal in Dublin auf einer Gruftiparty nach KiBa gefragt. Aber die hatten nicht mal IRGENDEINEN Saft da. Dem Typen an der Bar war völlig unbegreiflich, dass ich Saft haben wollte XD

    Es gab dort auch ein Oktoberfest, zu dem ich nicht gegangen bin. Mein Mitbewohner hat es aber sehr genossen und sich dort mit viel Fudge eingedeckt.

    Ich bin immer noch der Meinung, dass ein Oktoberfest in Hamburg und im Norden einfach nichts zu suchen hat. Ist sicher ganz nett für Leute, die mal aus dem Süden hierher gezogen sind, aber wenn's ihnen fehlen sollte, können sie ja auch dafür wieder runter fahren ;P

    Ich würde auch jeden gerne mal für einige Zeit ins Ausland schicken, der gegen andere Kulturen wettert. Man muss ja nicht gleich alles mögen und es ist auch in Ordnung, wenn man sich mit manchen Dingen eben nicht arrangieren kann. Aber man sollte wenigstens mal versuchen zu verstehen, wie es für Menschen ist, die in einem fremden Land leben. Ob nun nur für kurze Zeit oder um dort ein neues Leben zu beginnen. Das würde so vieles viel einfacher machen.

  • #10

    Janina (Friday, 24 November 2017 15:46)

    Vielen Dank!
    Sowohl bei Halloween als auch bei den Oktoberfesten stimme ich dir voll zu. Mh, vielleicht wurde diese positive Auseinandersetzung mit dem Tod beim Día de los Muertos erst in der Gothic-Szene geschätzt und dann in den Mainstream gezogen. Aber wahrscheinlich habe es die Amis einfach von den Mexikanern übernommen weil es zeitlich, örtlich und thematisch naheliegend war und sich kapitalistisch ausbeuten ließ.
    Oh, oder bestell hier mal eine Colabier :D Selbst bei unserem selbst gemischten wollte es erst keiner probieren und dann fanden sie es doch gut. ;)
    Das stimmt! Vielleicht wäre ein verpflichtender/ gesponsorter Schüleraustausch oder Auslandszeit in der Ausbildung ne Idee, auch wenn die Jugend ja schon viel intenationaler ist als früher.

  • #11

    Frau_Shmooples (Saturday, 02 December 2017 09:35)

    Probier mal Guinness mit Cola. Ich persönlich mag Guinness überhaupt nicht und hab auch diese Version nicht probiert, als ich noch Alkohol trank. Aber zwei meiner Mitstreiter haben das auf unserer Studienstufenfahrt in Irland probiert. Die hatten extreme Schwierigkeiten damit, den Barkeepern zu erklären, was sie wollten, aber für den Genuss hat sich der Aufwand gelohnt :D

    Ich kenne leider keinen einzigen Grufti, der sich mal näher mit dem Día de Muertos befasst hat... Von daher denke ich eher, das hat einzig und allein kapitalistische Hintergründe ;)

  • #12

    Janina (Tuesday, 05 December 2017 10:39)

    Ach, interessant! Ich mag Guinness und generell die süßlich-schweren Stouts eher nicht, aber zu Cola stell ich mir das ganz passend vor. Haha, oder zur Not selber mischen ;)
    Ja, schade - ist wohl meistens so.